Für Bewegungsfreiheit & selbstbestimmte Entwicklung!

Newsletter 3

Boats4People – vom 21.9.2011

Liebe Leute!
Auf dem internationalen Vorbereitungstreffen am 19. September in Brüssel wurde entschieden, die Umsetzung der Bootsaktion auf den April 2012 zu verschieben. Zu den Gründen gleich ausführlicher…
Als Zwischenschritt wird aber versucht, in der Zeit vom 9. bis 13. November 2011 verschiedene Aktivitäten zwischen Sizilien und Tunis/Sfax zu organisieren. Vorschlag ist einerseits, am 12. November in Sfax ein größeres Konzert für die Rechte der Harragas („Grenzverbrenner“- tunesische MigrantInnen auf den Booten) sowie der TransitmigrantInnen und – flüchtlinge zu organisieren, in unmittelbarer Nähe des Ablegehafens der MigrantInnen-Boote. Zum zweiten gibt es die damit zeitlich zu kombinierende Idee, mit möglichst vielen AktivistInnen auf einer kommerziellen Fähre von Sizilien nach Tunis zu fahren und diese auf der Überfahrt in eine Protestplattform umzuwandeln. Auch dazu unten nochmal ausführlicher…
Rückmeldungen, Kommentare bitte weiter an choucha-appell@antira.info

für den Vorbereitungskreis,
Hagen Kopp

Die Gründe der Verschiebung…
Die finanzielle Ausstattung des Projektes war und blieb unsicher, wichtige Finanzanträge sind noch nicht entschieden, das Geld reicht zur Zeit jedenfalls längst nicht aus, um das Projekt wie ursprünglich geplant zu realisieren. Dazu kommt, dass bis zuletzt unklar geblieben war, ob und welche Boote zur Verfügung stehen bzw. angemietet oder gekauft werden können. Angesichts der doch hohen logistischen Anforderungen war die Planungs- und Vorbereitungsphase für das Boats4People-Projekt offensichtlich zu knapp angesetzt.
Entsprechend war in den letzten Wochen bereits ein kleineres Pilotprojekt mit nur einem Boot in der Diskussion. Doch die Umsetzung dieses „Plan B“ war mit zwei Problemen konfrontiert: zum einen finden am 23. Oktober in Tunesien die Wahlen zur verfassungsgebenden Versammlung statt. Die Beteiligung und das Interesse tunesischer Organisationen an Boats4People ist stetig gewachsen, allerdings wurde wegen der Wahlen von allen Seiten um eine Verschiebung auf zumindest Anfang November gebeten. Im November wiederum wird das Bootfahren im Mittelmeer wegen des Wetters zunehmend unkalkulierbar, zumal allenfalls ein kleineres Boot verfügbar gewesen wäre.
Aus all diesen Gründen wurde jetzt eine Verschiebung der Aktion auf das Frühjahr 2012 entschieden.

Das Projekt geht weiter!
Im April 2012 findet in Tunesien das maghrebinische Sozialforum statt, dort wird die Frage der Migration und die Situation der Harragas eine zentrale Rolle spielen. Vorschlag ist deshalb, Boats4People zeitlich abgestimmt mit diesem Sozialforum zu planen.
Das Koordinationsbüro bleibt zunächst für mindestens zwei Monate bestehen. Bis Ende September soll die mehrsprachige Webseite im Netz sein, wofür noch Mitwirkende gesucht werden! Und das Fundraising soll verstärkt werden, auch hier wird nach Unterstützung für Anträge bei Stiftungen gesucht!
Es ist natürlich nicht möglich vorauszusehen, wie sich die Situation in diesem Teil des Mittelmeeres bis April 2012 entwickelt, aber das grobe Konzept und vor allem die Ziele des Projektes bleiben ja bestehen. Insofern soll unbedingt weiter für Boats4People geworben und sich insbesondere um prominente Unterstützung aus Kultur und Politik bemüht werden. Wer hat dazu Ideen und Kontakte?
Und auf den zwei Konferenzen Ende September in Tunis (s.u.) wird das Projekt ebenfalls zum Thema gemacht werden.

Die November-Aktivitäten als Zwischenschritt!?!
Sfax ist die tunesische Küstenstadt, von der aktuell immer wieder Boote mit Harragas Richtung Lampedusa starten. Dort war und ist ja auch eine Station von Boats4People geplant, und als Zwischenschritt gibt es jetzt den Vorschlag, dort ein größeres Solidaritätskonzert für Bewegungsfreiheit und die Rechte der Harragas sowie der TransitmigrantInnen und -flüchtlinge zu organisieren. Es sollen hier als auch subsaharische MigrantInnen beteiligt sein, u.a. könnte versucht werden, Flüchtlinge aus dem Lager Choucha an der libyschen Grenze einzuladen und mit Bussen abzuholen.
Terminvorschlag ist jedenfalls Samstag, der 12. November 2011 und alle sind zur Mitwirkung aufgefordet, sowohl was finanzielle Unterstützung anbelangt als auch mittels Anfragen an (möglichst bekanntere) MusikerInnen, die dort (möglichst ohne Gage) auftreten würden. Wer hat dazu Ideen und Kontakte?
Zweiter Vorschlag für November ist eine Öffentlichkeitsaktion auf einer der kommerziell betriebenen Fähren von Sizilien nach Tunis. Am Donnerstag, 10. November, startet morgens eine Fähre aus Trapani nach Tunis, die von einer internationalen Delegation als öffentlichkeitswirksames Anreisemittel benutzt und damit zu einer Art Protestplattform umfunktioniert werden könnte. Es gibt zudem Überlegungen, an einem Abschiebegefängnis in Trapani am 9. November eine Kundgebung zu veranstalten, dann die Überfahrt, um über Tunis dann am 12. November nach Sfax zu fahren und am Konzert teilzunehmen.
Zur genaueren Planung für diese vorgeschlagenen Aktivitäten (vom 9. bis 13. November) hat sich eine Arbeitsgruppe gebildet, Zwischenergebnisse und weitere Planung werden Ende September auf den Konferenzen in Tunis (s.u.) stattfinden. Und wer sich vorstellen kann, für November mitzuwirken bzw. auch von Sizilien aus mitzukommen, möchte sich ebenfalls bitte an die obengenannte Kontaktadresse rückmelden.

Konferenzen Ende September in Tunis:
Es wurde mehrfach erwähnt, dass es Ende September gleich zwei internationale Konferenzen in Tunis geben wird: – zum einen ein „transnational Meeting“, das von ganz unterschiedlichen Gruppen und Netzwerken aus Tunesien und Europa getragen wird und in dem Fragen der Migration – neben Prekarisierung, Freiheit des Wisens, neuen Organisierungsformen … – auch ein Schwerpunktthema sein soll. Es findet vom 29. September bis 2. Oktober statt, siehe http://www.international.r02.org – zum zweiten ein Migrations-Colloquium unter dem Titel: „Migration neu denken – Bewegungsfreiheit im mediterranen Raum“, das am 30. September und 1. Oktober stattfindet.
An beiden Konferenzen werden Aktive aus unseren Netzwerken teilnehmen, aber wenn noch kurzfristig weitere Interessierte nach Tunis reisen möchten, bitte melden.
Jedenfalls wird Ende September in beiden Konferenzen oder auch in Extratreffen zu boats4people sowie den neu geplanten Novemberaktivitäten geredet und geplant werden.

Zwei aktuelle Meldungen:
(1) Auf Lampedusa, wo ca. 1300 vor allem tunesische MigrantInnen in einem Internierungslager inhaftiert waren, begann vor zwei Tagen ein Aufstand, währenddessen die Gebäude im Lager in Brand gesetzt und zerstört wurden. Die TunesierInnen wehren sich damit auch gegen ein neues Abschiebeabkommen zwischen Italien und Tunesien. Die Situation auf der Insel ist total angespannt, bei Einsätzen der Polizei gab es mehrere Verletzte. Berichte u.a. auf der Seite von borderline Europe: http://www.borderline-europe.de/
(2) Die tunesischen Fischer, die in Italien wegen der Rettung von Schiffbrüchigen angeklagt waren, sind heute früh in zweiter Instanz in Palermo freigesprochen worden, siehe http://www.borderline-europe.de/news/news.php?news_id=115

Veranstaltungen und dezentrale Aktionen in Deutschland:
Im letzten Newsletter waren ja bereits erste Orte und geplante Veranstaltungen genannt, hier nochmal die ergänzte Liste mit der Bitte um Vervollständigung bzw. Rückmeldung, ob und wo weiteres im Kontext Nordafrika/Boatpeople veranstaltet wird. Es wäre prima, wenn in mehr Städten Veranstaltungen stattfinden würden, auch jetzt zur Bekanntmachung und Mobilisierung für die Novemberaktivitäten.

Frankfurt/Rhein-Main
Informationsveranstaltung am Donnerstag, 22. September 2011 in Frankfurt um 19.30 Uhr im Saalbau Gallus, Frankenallee 111 (Nähe S-Bahnstation Galluswarte): „Schiffe der Solidarität“ -gegen das Sterben von Flüchtlingen und MigrantInnen im Mittelmeer
Geplante weitere Aktivitäten dann im Oktober im Rahmen der Buchmesse, u.a. mit Kundgebung zu boats4people am 13.10.11 um 16 Uhr auf der Hauptwache und Flugblattverteilung bei Verleihung des Fiedenspreises des deutschen Buchhandels an den algerischen Schriftsteller Boualem Sansal am 16.10.2011 in der Paulskirche…
Kontakt für Rhein-Main: kmii-hanau@antira.info

Köln
FilmInitiativ zeigt: Neue Filme aus Nordafrika
No more fear – Ende der Angst?
Freitag, 07.10. bis Sonntag, 09.10.2011 im Filmforum im Museum Ludwig
Mit mehreren Filmen aus Tunesien, auch zur Situation der Flüchtlinge in Choucha …
Das Programmheft (in Deutsch/Englisch/Französisch) ist über unsere Internetseiten www.filminitiativ.de und www.facebook.com/FilmInitiativ abrufbar.

Hamburg
Vorbereitungstreffen in Hamburg am 6.10., 19.30 Uhr, Nernstweg 32;
In Planung ist eine Solidaritätsaktion in Hamburg, am 15. Oktober oder später…
Kontakt in Hamburg: info@fluchtlingsrat-hamburg.de

Bremen
Geplante Aktion für Bremen rund um den 15. Oktober …
Kontakt in Bremen: nolagerbremen@yahoo.de

Weitere Informationen unten www.afrique-europe-interact.net