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23. November 2013 | Aufruf zu einem Schritt gegen Gewalt gegen Frauen: keine Lager für Frauen!

25.11.2013, 11 Uhr: Kundgebung vor dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Glinkastraße 24, 10117 Berlin, U-Bahnhof Französische Straße

Women in Exile and Friends haben den “Aufruf zu einem Schritt gegen Gewalt gegen Frauen: Keine Lager für Frauen!” initiiert, der von vielen Organisationen als Erstunterzeichner_innen unterstützt wird. Wir fordern die Abschaffung der Lager für Flüchtlinge und insbesondere die Unterbringung von asylsuchenden Frauen in Wohnungen. Am 25.11.2013, dem internationalen Tag gegen Gewalt gegen Frauen, übergeben wir den Apell und die Liste der Unterzeichner/innen dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und tragen mit einer Kundgebung vor dem Ministerium unsere Forderungen lautstark in die Öffentlichkeit.

Aufruf zu einem Schritt gegen Gewalt gegen Frauen: keine Lager für Frauen!

In den letzten Monaten haben wir viel Aggression und manchmal sogar Gewalt von Rechtsradikalen gegen Unterkünfte für Flüchtlinge gesehen und wir haben auch gesehen, dass viele Linke und MenschenrechtsaktivistInnen und viele andere Teile der Zivilgesellschaft aktiv waren, um Unterkünfte für Flüchtlinge zu verteidigen und ihre Solidarität mit Flüchtlingen auszudrücken.

Wenn Flüchtlinge in Sammelunterkünften leben müssen, sind sie immer Gewalt ausgesetzt. Denn das bedeutet eine Trennung von anderen Teilen der Gesellschaft und macht Flüchtlinge verwundbar. Dies ist einer der Gründe, warum wir und viele andere FlüchtlingsaktivistInnen seit vielen Jahren sagen: Kein Lager ! Wir wollen wie alle anderen in Wohnungen leben!

Wir betrachten die Unterbringung in Lagern als eine Verletzung unserer Rechte, weil wir so nicht entscheiden können, wo und wie wir leben. Die Behörden bringen uns in Gebäuden in den Randbezirken der Städte unter und diese Ausgrenzung bringt viele Menschen dazu zu glauben, dass mit Flüchtlingen etwas falsch ist oder etwas von ihnen zu befürchten ist.

Trotzdem planen die Behörden im ganzen Land neue Lager und das lässt die Spannungen weiter wachsen. Dieser Druck und die Gewalt von außen hat auch Konsequenzen für die Situation im Lager: Sie führt nicht nur zu Krankheiten, zu Depressionen und Stress, sondern auch zu physischer und psychischer Gewalt unter den EinwohnerInnen. Frauen und Kinder leiden darunter am meisten.

Dies ist einer der Gründe, warum wir sagen: Kein Lager für Frauen!* In Sammelunterkünften gibt es keine Privatsphäre, keinen geschützten Raum. Die Zimmer sind von mehreren Personen belegt, Küchen und Sanitärräume müssen mit vielen BewohnerInnen geteilt werden. Oft sind lange Flure in anstaltsähnlichen Unterkünften (z. B. ehemaligen Kasernen) zu durchqueren, um die Dinge zu tun, die andere Frauen alltäglich in ihren privaten “vier Wänden” verrichten. Das erhöht die Gefahr, Opfer von Übergriffen und Gewalt zu werden und der Alltag wird von Ängsten bestimmt.

Deshalb fordern wir von allen EntscheidungsträgerInnen:

  • Machen Sie es möglich, dass Flüchtlingsfrauen Wohnungen bekommen!
  • Wir fordern von der Bundesregierung: Beenden Sie ihre rückwärtsgewandte Abschreckungspolitik der 90er-Jahre, die das Ziel hat, Flüchtlinge von der Einreise nach Deutschland abzuhalten oder sie zum Zurückkehren zu zwingen. Schaffen Sie das Bundesgesetz zur Unterbringung von Flüchtlingen ab!
  • Wir fordern von den Landesregierungen: Erlassen Sie landesweite Regelungen, die die Landkreise und Bezirke anweisen, Flüchtlinge in Wohnungen unterzubringen — vor allem die Frauen und Kinder!
  • Wir fordern von den lokalen Behörden: Integrieren Sie Flüchtlinge in Ihre Landkreise und Bezirke, indem Sie ihnen die Möglichkeit geben, in Wohnungen — wo immer sie wollen — zu leben!
  • Wir appellieren an alle Frauenorganisationen und feministischen Organisationen, die Aktionen am 25. November, dem internationalen Tag gegen Gewalt gegen Frauen, planen: Bezieht die Bedürfnisse von Flüchtlingsfrauen mit ein und setzt unsere Forderungen mit auf die Tagesordnung!
  • Wir appellieren an alle antirassistischen und Menschenrechtsorganisationen: Unterstützt uns und unsere Forderungen und plant eine Aktion am 25. 11., dem internationalen Tag gegen Gewalt gegen Frauen, oder schließt euch einer Aktion am 25. November an!

ErstunterzeichnerInnen:

Afrique-Europe-Interact, europäische Sektion
AGISRA Köln e.V. (Arbeitsgemeinschaft gegen internationale sexuelle und
rassistische Ausbeutung e.V.)
Amadeu Antonio Stiftung
Antirassisitsche Initiative e.V., Berlin
bff: Bundesverband Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe — Frauen
gegen Gewalt e.V.
Bündnis gegen Lager Berlin/Brandenburg
BUKO (Bundeskoordination Internationalismus)
Die Veranstalterinnen des Interkulturellen Frauenmusikfestivals im Hunsrück
filia.die Frauenstiftung
Flüchtlingsbewegung Sachsen-Anhalt ( KARAWANE für die Rechte der
Flüchtlinge und MigrantInnen Wittenberg)
Flüchtlingsrat Bayern
Flüchtlingsrat Brandenburg
Flüchtlingsrat Hamburg e.V.
Flüchtlingsrat Niedersachsen
Flüchtlingsrat NRW e.V.
Flüchtlingsrat Thüringen e.V.
Frauen*-Internationalismus-Archiv Dortmund
Internationales Frauencafé Imedana e.V., Nürnberg
ISD-Bund e.V. (Initiative Schwarze Menschen in Deutschland)
Komitee für Grundrechte und Demokratie
Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) autonomer Frauennotrufe in Rheinland-Pfalz
LesMigraS, Berlin
Lesbenberatung Berlin e.V.
Lia, Frauenprojekt des Flüchtlingsrat Bayern
Ökumenische Bundesarbeitsgemeinschaft Asyl in der Kirche e.V.
PAN African Women`s Empowerment a Liberation – Organisation (Pawlo
Germany) e.V.
Redaktionskollektiv Krampfader, Kassel
Redaktion LabourNet Germany
Refugees Emancipation e.V.
Wagenplatz Schwarzer Kanal, Berlin
Weltfrauenmarsch – Marche Mondiale des Femmes Koordination Deutschland
Women in Exile and Friends
ZIF-Zentrale Informationsstelle Autonomer Frauenhäuser