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Dezember 2017 | Endstation Agadez: Wie Niger die Fluchtrouten dichtmacht

Der Artikel von Christian Jakob ist in der tageszeitung taz am 18.12.2017 erschienen.

AGADEZ taz | Issak Abdou läuft über seinen Kasernenhof wie ein Gebrauchtwagenhändler beim Schlussverkauf. In langen Reihen stehen die weißen Toyotas auf dem Armeestützpunkt von Agadez am Südrand der Sahara. Die Hände auf dem Rücken schreitet Abdou hindurch, sein Adjudant dicht hinter ihm, die Kalaschnikow im Arm. „Der da: 7 Millionen Francs“, sagt Abdou und nickt in Richtung eines Pick-ups. „Der da: 10 Millionen.“

15.000 Euro sind das umgerechnet, doch zu verkaufen ist der Wagen nicht. Abdous Kasernenhof ist eine Asservatenkammer. Noch vor Kurzem war jedes dieser Autos unterwegs zwischen Agadez in Niger und Libyen. Nigerianer, Senegalesen, Kameruner oder Gambier auf der Ladefläche, 1.500 Kilometer, drei Tage Fahrt, wenn alles glatt lief. Jetzt verschwinden die auf den Fahrzeugen verbliebenen Besitztümer der einstigen Passagiere unter dem Wüstenstaub wie Relikte einer vergangenen Zivilisation: alte Schuhe, leere Tablettenpackungen, Wasserkanister mit Bärchenbildern für die Kinder. Und ein Koran. Ein Koran? Abdou klopft ihn ab und nimmt ihn an sich. Das Wort Gottes darf nicht im Schmutz liegen.

Dezember 2016 | Niger: Das Drehkreuz der Migration (taz)

Europa pumpt mehr als 600 Millionen Euro in das wichtigste Transitland und setzt auf freiwillige Rückkehr. Schleuserei steht in Niger inzwischen unter hoher Strafandrohung. Von Katrin Gänsler, in: taz: 12.12.2016

ABUJA taz | Der Sahelstaat Niger gerät seit 2015 immer stärker in den europäischen Fokus. Grund dafür sind die bis zu 200.000 Migranten, die die einstige französische Kolonie jährlich durchqueren und versuchen, auf dem Landweg nach Nordafrika und zumindest teilweise weiter in die Europäische Union (EU) zu gelangen. Andere Migrationsrouten, etwa vom Senegal zu den Kanarischen Inseln oder von Marokko nach Spanien, sind in den vergangenen Jahren aufgrund starker Kontrollen so gut wie unpassierbar geworden sind. Seitdem ist Niger zum wichtigsten Transitland auf dem afrikanischen Kontinent geworden; eine Einschätzung, die im Februar 2016 auch die Europäische Kommission geteilt hat.

September 2016 | „Niger: Agadez als Durchgangsstation für Flüchtlinge“ (Deutschlandfunk)

Schätzungsweise 120.000 Migranten werden pro Jahr durch die Stadt Agadez in Niger geschleust. Ihr Ziel: der Norden in Richtung Libyen und Algerien und von dort weiter nach Europa. Nun will die Europäische Union schon hier Migration verhindern und zum Beispiel den Grenzschutz unterstützen – doch gerade die einheimischen Polizisten stehen in Verdacht, Flüchtlingen um Geld zu erpressen.Von Jens Borschers

Agadez liegt im Zentrum des afrikanischen Staates Niger. Das Land gilt als eine der ärmsten Nationen der Welt. Auch in Agadez gibt es hohe Arbeitslosigkeit, viel Armut, viel Staub und viel Müll. Ein Wirtschaftszweig allerdings boomt: der Transport von Migranten durch die Wüste Richtung Libyen und Algerien.

September 2016 | Niger’s Agadez, gateway to exile (Video, english)

Diese äußerst sehenswerte Dokumentation (27 min) auf France 24 ist leider nur auf englisch verfügbar.

August 2016 | Die Rückkehrer von Agadez (Deutsche Welle - mit Video)

Mehr als 100.000 Migranten aus Westafrika passieren Jahr für Jahr den Ort Agadez im Niger auf dem Weg nach Europa. Immer mehr kommen ein zweites Mal hier an: auf ihrer Rückreise in die Heimat.

April 2016 | Niger: Neue Außenstelle der EU-Asylpolitik?

Niger ist ein wichtiges Transitland für Flüchtlinge auf dem Weg nach Europa. Die EU erwägt, Asylanträge zukünftig schon dort zu prüfen. Doch kann das Land die Aufgabe stemmen? Von Hilke Fischer. Quelle: Deutsche Welle, 29.04.2016

Die Häuser und Straßen von Agadez sind staubig und lehmbraun wie die Wüste, die die Stadt umgibt. Agadez liegt fernab von den pulsierenden Metropolen und doch ist die Stadt im Niger ein zentraler Knotenpunkt für Händler – und für Migranten. Wer aus Westafrika nach Libyen will, der kommt an Agadez nicht vorbei. So wie Traoré aus Mali. “Ich muss meine Familie in Bamako versorgen. Ich bin Metallhandwerker. In Bamako konnte ich zwar in dem Beruf arbeiten, aber anderswo kann ich vierzigmal mehr verdienen.” Von Mali aus reiste Traoré über Burkina Faso bis nach Agadez. Sein Ziel ist Libyen. Die Reise sei beschwerlich, erzählt er: “Früher musste man 1000 Westafrikanische Franc, umgerechnet rund 1,50 Euro zahlen, wenn man in ein Land einreist. In Burkina Faso musste ich den Grenzbeamten mehr als das Zwanzigfache zahlen.”

April 2016 | IOM Niger Opens Migrant Information Office in Agadez (englisch)

IOM Niger has inaugurated a migrant information office in the town of Agadez in the Sahara, a hub for West African migrants travelling to Libya, Algeria and Europe. The office was formally opened by IOM Council Chair Ambassador Bertrand De Crombrugghe of Belgium. Quelle: IOM, 05.04.2016

The office will provide information and counselling to potential migrants, migrants in transit and returnees to Niger. The initiative is part of IOM’s Migrant Resource and Response Mechanism (MRRM) and is funded by the European Union and UK DFID. It aims to improve migrants’ understanding of the risks and dangers associated with irregular migration and how to migrate in a safer and regular way. It also points migrants towards available legal migration channels and educates them on their rights and obligations, as well as those of States. It can also provide direct assistance. This week it identified and assisted a victim of trafficking from Nigeria.

November 2015 | Endstation Agadez

Die nigrische Stadt Agadez liegt auf der Transitstrecke für Migranten. Die einen wollen nach Europa, die anderen zurück in ihre Heimat. Von Katrin Gänsler, Quelle: taz, 01.11.2015

AGADEZ taz | Noch sieht Dubai aus wie eine Geisterstadt. Dubai in Agadez, der Hauptstadt der gleichnamigen Region im nördlichen Niger. Hin und wieder laufen einige Jungen am sandigen Straßenrand entlang, und vor einigen der beigen Lehmhäuser haben die Inhaber kleine Hütten als Kioske aufgebaut. Höchstens zwei bis drei Quadratmeter groß, bieten die Shops Kekse, Zahnpasta, Milchpulver und große Kanister mit Öl an. Nirgends wächst schon ein bisschen Grün und nirgendwo sitzen Männer, die den bitteren Tee trinken und darauf warten, dass die Mittagshitze vorbeigeht. Noch erinnert auch nichts an den historischen Stadtkern von Agadez, mit seiner jahrhundertealten Lehmmoschee, den kleinen Restaurants und voll geramschten Souvenirläden.